Stillen ist eine unglaublich schöne und harmonische Angelegenheit. So einträchtig der Vorgang für Mutter und Kind auch ist, so viele Schwierigkeiten können sich hinter der Flüssigmahlzeit für den kleinen Zwerg verbergen. Neben Stillkissen bzw. Seitenschläferkissen, nutzen immer mehr Frauen sogenannte Stillhütchen um ein reibungsloses und schmerzfreies Still-Erlebnis zu gewährleisten.
Die kleinen Auflagen sollen die Hautoberfläche schützen, ohne das Kind bei seiner Mahlzeit einzuschränken. In welchen Fällen Stillhütchen, auch Brusthütchen genannt, helfen und wie das Kind später von ihnen entwöhnt werden kann, haben wir hier zusammengefasst.
Was ist ein Stillhütchen überhaupt?
Bei dem Accessoire handelt es sich um eine ovale Auflage aus dünnem Silikon oder Latex, die vor dem Stillen des Babys auf der Brustwarze platziert wird. In der Mitte des Hütchens befindet sich eine kegelförmige Erhöhung. Diesen Tunnel nimmt das Baby in den Mund und saugt daran die Muttermilch heraus. Die transparenten Brusthütchen werden von immer mehr Frauen bevorzugt. Sie sollen wunde Brustwarzen verhindern können und auch saugschwache Babys beim Nuckeln unterstützen. Unter Fachleuten sind Stillhütchen umstritten.
Warum werden Brusthütchen benutzt?
Ursprünglich wurden die Stillhütchen entwickelt, um Frauen mit Hohlwarzen, Schlupfwarzen oder unelastischem Brustgewebe ein Hilfsmittel an die Hand zu geben, um den Stillvorgang doch möglich zu machen. Heute ist es jedoch üblich, dass frischgebackene Mamis generell nach der Entbindung ein Brusthütchen ausgehändigt bekommen, unabhängig von Form und Beschaffenheit der Mamille. Das liegt an einem einfachen Grund: Weil das Stillhütchen im ersten Moment den Saugreflex des Kindes unterstützt, lässt sich ein Neugeborenes damit freilich besser stillen. Da große Kliniken eine zügige Abwicklung aller Geburten anstreben, forcieren manche Hebammen und Ärzte den Einsatz.
Wie sehen Stillhütchen aus?
Weil sie über die Brustwarze gestülpt werden, sind sie etwas größer, breiter und länger als eine normale Mamille. An der Spitze sind bis zu vier kleine Löcher angebracht, aus denen die Milch austritt. Die Oberfläche ist glatt und weich. Manche Stillhütchen sind rund geformt, andere wiederum länglich oval. Seit einigen Jahren gibt es Modelle, die nur noch zu einer Seite die Brustwarze abdecken und im oberen Bereich eine Aussparung aufweisen.
Solche Brusthütchen haben den Vorteil, dass das Baby unmittelbar mit der Nase am Warzenhof der Mutter anliegt. Hier befinden sich die sogenannten Montgomery-Drüsen. Die winzig kleinen Kanäle geben einen typischen Duft (Pheromone) ab, an dem sich das Kind orientiert und auf die Mutter geprägt wird. Ebenso unterscheidet sich die Form des Tunnels. Während manche Modelle eher längliche Ausformungen haben, weisen andere wiederum runde Erhöhungen auf. Durch die vielfältigen Formen, Größen und Längen soll eine möglichst passende Übereinstimmung zwischen der mütterlichen Brustwarze und dem Stillhütchen entstehen.
Welche Vorteile haben die Stillhütchen generell?
Das durchsichtige Still-Hütchen wird direkt vor dem Stillen auf die erigierte Brustwarze aufgesetzt. Durch den minimalen Unterdruck schießt ein klein wenig Milch ein. Wird das Baby angelegt und beginnt zu saugen, reichen bereits ein oder zwei Züge aus, und der Säugling kann zufrieden trinken. Weil das Kind ohne Kraftanstrengung saugt, wird ein sofortiger Belohnungsreiz freigesetzt. Das ist insbesondere dann von Vorteil, wenn das Kleine durch die Geburtsphase noch kraftlos und phlegmatisch ist.
Ebenso können zu früh geborene Kinder oder Babys mit einer schwachen Lippen-Zungen-Muskulatur damit auf natürlichem Weg gestillt werden. Nicht immer wird das Stillhütchen bereits im Kreißsaal eingesetzt. Manche Mütter versuchen es zunächst konventionell, erleben dann aber Probleme beim Stillen. Sogenannte „Anlegeprobleme“ zeigen sich insbesondere dann, wenn Mutter und Kind eine falsche Haltung beim Stillen einnehmen.
Muss sich das Kind beständig nach der Mamille strecken oder zieht hartnäckig an der Haut, leidet die Mutter in kurzer Zeit unter wunden Brustwarzen. Auch dann sind Stillhütchen praktisch, weil sie den Warzenhof dauerhaft abdecken und das schmerzfreie Stillen ermöglichen. Letztlich sind die Hütchen auch dann praktisch, wenn das Kind abgestillt werden soll. Wurde das Baby einige Monate lang an der nackten Brust angelegt und soll nun langsam an die Flasche gewöhnt werden, akzeptieren manche Kinder die Umstellung nicht. Um sie sanft von der Brustwarze zu entwöhnen, kann mit dem Stillhütchen der normale Trinkvorgang am Fläschchen geübt werden.
Auf einen Blick: Das kann ein Stillhütchen:
- Erleichtert Neugeborenen den Saugvorgang.
- Unterstützt schwache oder kleine Kinder beim Trinken.
- Dämpft den Schmerz wunder Brustwarzen.
- Hilft bei der Umstellung auf die Flasche.
Welche Nachteile haben Stillhütchen für Mütter?
Der inflationäre Einsatz der zarten Silikon-Auflagen gerät zunehmend in die Kritik. Insbesondere die unmittelbare Nutzung beim Anlegen neugeborener Kinder wird von vielen Fachleuten moniert. Ein Nachteil ist, dass der natürliche Prozess des Stillens eingedämmt wird. Durch die ergonomische Form saugt das Baby bekanntlich nur oberflächlich an dem Hütchen. Die Folge: Bei vielen Frauen versiegt der Milchfluss rund eine Woche nach der Entbindung. Dazu muss man wissen, dass beim „normalen“ Stillen das Baby die Brustwarze tief in den Mund nimmt. Indem es damit beginnt, auf dem Warzenhof herum zu kauen, stimuliert es die innenliegenden Drüsenkörper.
Es melkt die Brust gleichmäßig aus und fördert durch die malmenden Kieferbewegungen die Laktation der Brüste. Sitzt das Stillhütchen auf der Mamille auf, unterbleiben die rhythmischen Melkbewegungen. Indem nur mittels Unterdruck die Milch herausgeholt wird, reduziert sich die Laktation zunehmend. Das Drüsengewebe stellt die Produktion immer weiter ein, weshalb viele Frauen schon kurz nach der Geburt zufüttern müssen.
Welche Nachteile haben Stillhütchen für Babys?
Auch für das Kind selbst kann das Hilfsmittel unvorteilhaft sein. Unterbleibt die malmende Bewegung des Kiefers, wird die Ausschüttung verdauungsfördernder Enzyme blockiert. Diese werden normalerweise von den Speicheldrüsen produziert und vom Kind verschluckt. Die Enzyme erleichtern die Verdauung der Milch und sorgen dafür, dass alle enthaltenen Bestandteile vom Organismus aufgenommen werden können.
Erschwerend kommt hinzu, dass das Kind keinen richtigen Saugreflex erlernen kann. Weil die Milch relativ leicht aus der Brust herauszusaugen ist, befürchtet man, dass sich die Kiefermuskulatur nicht ausbilden könnte. Ebenso könnte langfristig die Kombination zwischen Schlucken und Nasenatmung nicht vollumfänglich ausreifen.
Wie werden die Hütchen angelegt?
Wichtig ist es, genau das Modell auszuwählen, welches bezüglich Umfang und Form bestmöglich zur eigenen Brustwarze passt. Ob ein Stillhütchen aus Latex oder aus Silikon besteht, ist Geschmackssache.
Es gibt drei Möglichkeiten, das Stillhütchen anzuziehen:
- Es kann der Länge und Breite nach gedehnt, und dann auf den Warzenhof aufgebracht werden, so dass es sich zusammenzieht.
- Es kann im vorderen Abschnitt zusammengedrückt werden, um es ohne Lufteinschluss auf die Haut aufzusetzen.
- Manche Frauen setzen es mit einer Drehbewegung auf und schieben ihre Brustwarze langsam herein.
Worauf muss man beim Anlegen achten?
Das Stillhütchen muss vor jedem Einsatz gut gereinigt und regelmäßig ausgekocht werden. Es hält besser auf der Haut, wenn es kurz angefeuchtet wird. Im Übrigen sollte die Brustwarze der Frau erigiert sein, um das Hütchen fehlerlos überzuziehen. Um dem Kind umgehend ein positives Feedback zu geben ist es manchmal sinnvoll, ein paar Tröpfchen Milch in das Reservoire zu pumpen. Bei manchen Müttern gehen direkt beim Anlegen einige Tropfen aus der Brust ab.
Ist das nicht der Fall, kann das Drüsengewebe mit der Hand stimuliert werden, bis sich der Tunnel füllt. Bevor das Baby angelegt wird sollte immer noch einmal kontrolliert werden, ob der Warzenhof sowie die erigierte Brustwarze ordentlich platziert sind. Erst dann bietet man dem Kind die Brust an.
So klappt das Stillen mit Hilfe eines Stillhütchens
Schön ist es, das Kind dazu auf einem bequemen Stillkissen zu lagern, so dass es selbstständig die Brust aufsuchen kann. Ein solches Stillkissen gibt der Mutter die Möglichkeit, beide Hände frei zu haben um im Fall der Fälle den Sitz des Hütchens besser kontrollieren zu können. Ideal sind beispielsweise die Stillkissen von Theraline, die in sitzender Position genau die richtige Höhe haben, um das Kind unmittelbar vor der Brust zu lagern.
Dreht das Kleine sein Köpfchen und sucht mit der Zunge die Brustwarze, so sollte man darauf achten, dass der Kiefer entlang des Brusthütchens aufliegt. Saugt das Kind nur an der Ausstülpung, erhöht sich der Druck und es kann zu kleinen Fissuren kommen. Mütter sollten darauf achten, dass die Unterlippe des Kindes nach außen geklappt ist, um den Saugdruck zu erhöhen.
Kann man Stillhütchen bei einem Brustwarzenpiercing benutzen?
Eine durchstochene Brustwarze führt selten zu Problemen beim Stillen. Um die perforierte Haut zu schützen, nutzen viele gepiercte Mamis ein Stillhütchen. Liegt es richtig auf, schützt es vor wunden Stellen am Warzenvorhof. Wissen muss man allerdings, dass durch die abgewandelte Saugtechnik die Brustwarze unter dem Hütchen eher in die Länge gezogen wird, als beim normalen Stillen. Insofern sollten körperbewusste Frauen genau abwägen, ob sie konventionell oder mit Hütchen anlegen möchten.
Was tun, wenn es nicht klappt?
Kommt der Milchfluss nicht richtig in Gang, kann das viele Ursachen haben. Vielleicht ist das Kind noch zu schwach oder leidet etwas länger unter der Medikamentengabe der Geburt. Ebenfalls kann der initiierende Duft der Brustwarze fehlen, so dass der Saugreflex nicht ausgelöst wird. Halten die Probleme länger an, sollte parallel zum Stillhütchen ein Brusternährungsset genutzt werden. Die Utensilien lassen sich bequem direkt neben dem Baby auf dem Stillkissen ablegen. Das unauffällige Zufüttern kann temporär geschehen und unterbricht das natürliche Stillen nicht.
Weil auf den Geburtsstationen die Zeit knapp ist, sollten Mütter im Nachgang der Geburt ruhig zwei oder drei Einzelstunden bei einer Stillberaterin buchen. Die Expertin kennt schonende Stellungen und hat Tipps, wie das Stillen mit oder ohne Stillhütchen am besten klappt.
Wie kann man dem Kind das Stillen erleichtern?
- Das Kind bequem vor der Brust ablegen, dazu beispielsweise ein Stillkissen von Theraline benutzen.
- Die Außenseite des Stillhütchens vor dem Aufsetzen über den Warzenhof streicheln, damit die Oberfläche die Pheromone der Brust aufnimmt.
- Den Säugling selbstständig die Brustwarze suchen lassen.
- Darauf achten, dass der kleine Mund das Stillhütchen komplett umfasst und möglichst viel Oberfläche einsaugt.
- Wenn nötig, Kinn und Oberlippe des Babys streicheln, damit es den Mund für das Hütchen weit genug öffnet.
- Das Baby in Ruhe nuckeln lassen, dabei das Stillhütchen nicht weiter berühren.
Wie lange kann man ein Kind mit Stillhütchen stillen?
Fühlen sich Mutti und Säugling mit dem Einsatz des kleinen Hilfsmittels wohl, spricht nichts dagegen, das Stillhütchen über viele Monate hinweg zu nutzen. Wichtig ist es, darauf zu achten, dass die Milchmenge nicht zurückgeht und das Kind sich keinen falschen Saugrhythmus angewöhnt. Weil im Laufe der Wochen nach der Geburt die Brustwarzen ihre Form verändern, müssten gegebenenfalls neue Hütchen gekauft werden.
Können die Brustwarzen trotzdem wehtun?
Immer dann, wenn das Stillhütchen nicht passgenau sitzt, kann das darunter liegende Gewebe leiden. Das ist entweder dann der Fall, wenn das Stillhütchen zu klein ist und den Warzenhof nicht vollflächig bedeckt. Dann scheuern die Kanten des Stillhütchens und die Brustwarze kann wund werden. Ist das Brusthütchen hingegen zu groß, wird die Brustwarze zu intensiv in den Tunnel hinein gedehnt. Auch das ist unangenehm und kann bei der Mutter zu ziehenden Schmerzen führen. Wird die erigierte Brustwarze beständig in die Länge gezogen, wird ferner der Milchfluss gestört.
Wie kann man das Stillhütchen dem Kind abgewöhnen?
Durch das glatte Material und das schnelle Einschießen der Milch nuckeln viele Kinder gerne an einem Stillhütchen. Es tut der Mutti auch nicht so weh, wenn bloß mal aus Langeweile darauf herumgeknabbert wird. Soll das Stillhütchen abgewöhnt werden, streiken manche Kinder vehement. Deshalb sollte man behutsam vorgehen und dem Kind beim Kuscheln und Schmusen immer mal wieder die „nackte“ Brustwarze anbieten. Das ist besonders einfach, wenn das Kind in einem Tragetuch eng am Körper getragen wird. Um die Beduftung der Brustwarze zu fördern, kann die Mutter regelmäßig den Warzenvorhof massieren.
Manche Mütter gewöhnen das Kind langsam um, indem zunächst erst mit Stillhütchen, nach einiger Zeit die Mahlzeit aber ohne Stillhütchen fortgesetzt wird. Viele Babys bemerken den Unterschied nicht und saugen dann direkt an der Brustwarze weiter. Um das Kind nicht zu frustrieren, sollte in der Phase der Umgewöhnung der Milchfluss besonders stark angeregt werden. Dazu kann die Brust entweder per Hand oder mit Hilfe einer Pumpe massiert werden. Indem die Warzen erigiert sind und das Baby sofort mit Muttermilch belohnt wird, fällt der Umstieg vom Stillhütchen auf die nackte Brustwarze leichter. Das Umgewöhnen verlangt in der Regel etwas Geduld und Ausdauer. Deshalb sollte das Baby in dieser Zeit auf einem bequemen Stillkissen abgelegt werden, so dass in Ruhe immer mal wieder mit und ohne Hütchen probiert werden kann.
Quellen:
Elacta Stillberatung – Abruf am 20.03.2018
Assessment of breast-feeding promotion in hospitals and follow-up survey of mother-infant pairs in Germany: the SuSe Study – Abruf am 08.06.2022
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