Mutter zu werden ist ein kleines Wunder. Doch erstaunlich ist, wie sich der Körper einer Mutter an ihr Baby anpassen kann. Nach der Entbindung fängt die weibliche Brust automatisch an Muttermilch zu produzieren. Die Zusammensetzung dieser wertvollen ersten Milch verändert sich jedoch mit der Zeit und gleicht sich den Bedürfnissen des Neugeborenen an.
Die gehaltvolle Zusammensetzung der Muttermilch
Ganze 87 % beträgt der Wassergehalt der Muttermilch. Kohlehydrate, Fette und Proteine sind die Grundnährstoffe, die darin gelöst sind. Hinzu kommen noch zahlreiche Inhaltsstoffe, von denen viele einzigartig sind und bis heute nicht künstlich hergestellt werden können. Dazu zählen über 1.000 Proteine, die für die Immunabwehr des Babys eine wesentliche Rolle spielen. Sie fördern die Entwicklung von Neuronen im Gehirn.
Ferner werden mit der natürlichen Säuglingsnahrung Millionen Zellen an das Kind übertragen. Unter ihnen Stammzellen und weiße Blutkörperchen, die wiederum zur Entwicklung und Heilung von Organen beitragen. Oligosaccharide sind Zuckermoleküle, die als Präbiotika die Darmflora des Babys im Gleichgewicht halten.
Über 200 verschiedene Zuckermoleküle sorgen dafür, dass Erreger nicht in den Blutkreislauf gelangen und senken somit die Gefahr einer Gehirnhautentzündung. Doch damit nicht genug, denn einen wichtigen Part übernehmen die mehr als 40 Enzyme, die das Baby bei der Aufnahme von Eisen unterstützen. Auch bei der Verdauung und der Immunabwehr haben sie eine helfende Wirkung.
Hormone, Vitamine und Mineralstoffe in der Muttermilch
Die Muttermilch ist voll von Hormonen die natürlich übertragen werden. Sie sind intelligente Botenstoffe, die eine Verbindung zwischen Organen und Gewebe herstellen und somit für deren Funktion enorm wichtig sind. Manche Hormone sind für eine Bindung zwischen Mutter und Kind verantwortlich und andere regeln einfach nur den Hunger des Babys.
Jede stillende Mutter weiß wie nötig ihre gesunde Ernährung ist, denn auch Vitamine und Mineralstoffe werden mit der Muttermilch an das Kind weitergegeben. Diese Nährstoffe fördern die Organfunktionen und sind für gesundes Wachstum von Knochen und Zähnen verantwortlich.
Mit den Immunglobulinen sind fünf Arten Antikörper in der Milch zu finden. Sie neutralisieren Viren und Bakterien und schützen das Baby vor Infektionen und anderen Krankheiten. Besonders wertvoll sind die langkettigen Fettsäuren, von denen sich verschiedene in der Muttermilch befinden. Sie sind zentral verantwortlich für das Nervensystem und eine gesunde Entwicklung von Augen und Gehirn.
Relativ unerforscht sind die 1.400 microRNA. Sie scheinen eine Rolle bei der Genexpression zu spielen und es wird angenommen, dass sie ebenfalls das Immunsystem stärken. Vermutlich können sie die Entwicklung einer Krankheit stoppen oder zumindest vorbeugen. Sogar bei der Veränderung der Mutterbrust spielen sie eine Rolle. Doch das ist nicht alles, ständig werden neue Inhaltsstoffe entdeckt, von denen viele Wirkungen noch nicht belegt sind.
Die Entwicklungsstadien der Muttermilch
Zuerst entsteht die sogenannte Vormilch. Sie wird von der Mutterbrust gleich nach der Geburt produziert und gilt als flüssiges Gold für das Neugeborene, da sie besonders schützend und nahrhaft ist.
Das Kolostrum, wie sie wissenschaftlich heißt, ist eine gelblich-orangene Milch, die klebrig und ziemlich dickflüssig ist. Diese Muttermilch ist für das Kleine leicht zu verdauen, wird allerdings von der Mutter auch nur in kleinen Mengen produziert. Das Kolostrum enthält wichtige Antikörper und Enzyme, wie Immunglobulin A, G und M, sowie Lysozym und Lactoferrin.
Die Konzentration von Vitaminen, Proteinen und Nährstoffen ist in dieser Milch wesentlich höher als in reifer Muttermilch. Die Zusammensetzung der Vormilch dient einer natürlichen Impfung, denn die Anzahl der weißen Blutkörperchen ist sehr hoch.
So wird das Baby nach dem Verlassen des Mutterleibes natürlich geschützt. Eine weitere wichtige Rolle spielt das Kolostrum bei der Darmfunktion, denn Babys haben von Geburt an eine durchlässige Darmschleimhaut, die durch die Vormilch versiegelt wird. Nicht umsonst gehören Wickeltische zur Grundausstauung, denn wenn das Baby dann gewickelt werden muss, kommt auch das flüssige grünlich-schwarze Kindspech zum Vorschein.
Das ist eine Folge der abführenden Wirkung des Kolostrums. Die Vormilch hilft so dem Darm beim Abtransport des ersten Stuhlgangs, der sich schon vor der Geburt angesammelt hat.
Von der Vormilch zur Übergangsmilch
Im Laufe der ersten beiden Wochen nach der Geburt nimmt die Produktion der Milchmenge zu. Mit dem größer und fester werden der Brust beginnt der Milcheinschuss. Die Muttermilch wird nun Übergangsmilch genannt, da sich aus dem Kolostrum nun langsam die reife Muttermilch entwickelt.
Sie ist zart cremig in der Farbe und nicht mehr so dickflüssig. Außerdem steigt der Laktose-, Fett- und Kaloriengehalt auf natürliche Weise an, damit sich das Kind auch gewichtsmäßig gut entwickeln kann. Zusätzlich ist die Muttermilch weiterhin voll von gut schützenden Antikörpern und anderen wertvollen Inhaltsstoffen.
Mit dem Alter von etwa vier Wochen bekommt das Baby die reife Muttermilch. Die Mutter bildet weiterhin einen gesunden Cocktail von bioaktiven Inhaltsstoffen. Die Milch ist voll von Proteinen, Vitaminen, Zucker, Mineralstoffen, Hormonen und Enzymen. Wachstumsfaktoren und lebende Zellen tragen zur gesunden Entwicklung des Babys bei. Ab etwa einem Monat ist die Zusammensetzung der Muttermilch in der Regel konstant.
Doch bleibt die Verbindung zwischen Mutter und Baby ein Wunder, denn solange das Baby gestillt wird, passt sich die Muttermilch an die Lebenssituation des Kindes an. Ist einer von beiden krank, bildet sie vermehrt Antikörper, die speziell zur Bekämpfung dieser Erkrankung wichtig sind. Kommt das Baby aufgrund seiner Entwicklung mit Bakterien in Berührung, werden in der Muttermilch mehr Enzyme gegen dieses Bakterium produziert.
Wissenswertes über den Umgang mit der Muttermilch
Zu Beginn eines Stillvorganges ist die Milch eher dünnflüssig. Diese Vordermilch beinhaltet weniger Fett als die sogenannte Nachmilch, die deshalb dickflüssiger und cremiger ist. Das ist völlig normal und die Vordermilch ist deshalb nicht weniger gesund.
Einzig der natürliche Weg durch die weibliche Brust ist für den Unterschied zuständig. Daher sollte die Mutter beim Stillen bequeme Stillpositionen einnehmen und beispielsweise ein preiswertes Stillkissen unterlegen, damit das Baby auch noch zum Genuss der fettigeren Nachmilch kommt.
Manchmal ist es notwendig, die Muttermilch abzupumpen. Das kann sein, weil das Baby weniger Hunger hat oder die Brust der Mutter zu viel Milch produziert. Es gibt auch Situationen, da kann die Mutter das Kind nicht stillen und jemand anderes muss ihm die Flasche geben.
Dafür sind Vorräte an Muttermilch praktisch und sinnvoll. Frisch abgepumpte Muttermilch hat bei Raumtemperatur eine Haltbarkeit von etwa sechs Stunden. Im Kühlschrank hält sie sich jedoch bis zu fünf Tage. Die Milch kann ebenso eingefroren werden und ist dann sechs Monate haltbar. Allerdings gehen bei dieser Form der Haltbarmachung ein Großteil der Antioxidanten verloren. Sinnvoll ist hier auch die Anschaffung eines Flaschenwärmers, bzw. Sterilisators um die Babynahrung vor Keimen zu schützen.
Zum Auftauen sollte die Muttermilch dann in den Kühlschrank gestellt werden. Noch besser haltbar ist die natürliche Säuglingsnahrung, wenn sie sofort nach dem Abpumpen auf 82 Grad erhitzt wird und erst danach eingefroren wird. Allerdings geht auch das nicht ohne den Verlust vieler Immunstoffe vonstatten. Dennoch ist diese Milch gesünder als jede gekaufte Fertigmilch.
Dieses Hilfsmittel erleichtert das Stillen
Wie bei allem in der Säuglingspflege sind die Ratschläge anderer Mütter zahlreich. Doch auch hier schadet es nicht, sich durch Ausprobieren eine eigene Meinung zu bilden. Tatsächlich ist die Verwendung eines Stillhütchens bei stillenden Müttern ein beliebtes Mittel, um dem Säugling das Trinken der Muttermilch zu erleichtern.
Sie imitieren die Brustwarze, sind dabei länger, härter und breiter, was beim Baby den Saugreflex stimuliert. Oft ist das nötig, wenn das Baby eine neurologische Unreife oder Saugschwäche zeigt. Ebenfalls erschwert ein zu kurzes Zungenbändchen dem Kind das Saugen.
Seitens der Mutter kann ein Stillhütchen eine Erleichterung bringen, wenn sich durch medizinische Behandlungen ein Ödem am Brustwarzen-Hof gebildet hat. Auch besonders flache Brustwarzen kann das Baby kaum im Mund behalten, weshalb hier auch der Stillvorgang mit dem Hilfsmittel ratsam ist.
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