Elwetritsche können wohl zu den seltsamsten Fabelwesen überhaupt gezählt werden. Mit ihrem absonderlichen Aussehen und Versprechungen zu Glück locken sie noch heute Touristen auf die „Jagd“. So wie andere Mythen und Legenden prägen sie bis heute noch zum Teil die Kultur ihrer Heimatregion mit. Trotz ihrer Besonderheit zeigen sie jedoch auch bestimmte Gemeinsamkeiten mit anderen Fabelwesen auf, deren Existenz sogar bis in die Antike zurückreicht.
Was sind Elwetritsche? Die Legende und ihr Aussehen
Bei einem Elwetritsch handelt es sich um ein Mischfabelwesen, das zumeist als halb Mensch und halb Vogel dargestellt werden. Sie entstanden einer Sage nach aus Hühnern, Enten und Gänsen, die sich im Wald verliefen. Diese fanden nicht mehr zurück und trafen hier auf mystische menschenähnliche Wesen wie Kobolde, Waldelfen und Wichtel. Zusammen gingen sie eine Verbindung ein und daraus entstanden die Elwetritsche mit ihrem besonderen Äußeren.
Oft ähneln sie herkömmlichen Hühnern, jedoch haben sie nicht selten lange Schnäbel, charakteristische Gesichtszüge und menschliche Ohren. Eine allgemeingültige Darstellung gibt es allerdings nicht. Von sehr bunten Federn bis hin zu Kulleraugen – ein Spruch besagt, dass man jeden Pfälzer fragen kann und eine andere Antwort erhält. Beheimatet sind die Fabeltiere nämlich in Südwestdeutschland und insbesondere in der Pfalz.
Hier verstecken sich die fantastischen Tierwesen angeblich bis heute in den Wäldern, wo sie nur schwer zu entdecken sind. Es handelt sich um sehr scheue Wesen und ihre angebliche Nachtaktivität macht die Suche nach ihnen noch schwerer. All das hält Jäger jedoch selbst heute nicht davon ab, sie einfangen zu wollen. Der Grund dafür: Sollte man ihnen tatsächliche begegnen, erfährt man sehr viel Glück.
Beruhend auf dieser Legende wurde die Geschichte und die Darstellung von Elwetritschen bis in die Neuzeit ausgebaut. Während sie traditionell eher als männlich galten, wurden im 20. Jahrhundert auch immer mehr Abbildungen präsenter, die sie in einer weiblichen Form mit Brüsten darstellten.
Der Ursprung von Elwetritschen
Die genaue Herkunft von Elwetritschen ist nicht klar auszumachen. Ihre Legende reicht jedoch mindestens in das 18. Jahrhundert zurück. Zu dieser Zeit wanderten viele Pfälzer nach Amerika aus und brachten ihre Geschichten über Elwetritschen mit. Wahrscheinlich ist eine noch ältere Herkunft, denn der Name leitet sich von Elfen bzw. Elben ab, die schon lange als Teil der germanischen Mythologie bekannt waren.
Außerdem ist das Aussehen von Elwetritschen nicht einheitlich überliefert, sodass ein tiefgehender, völkischer Ursprung naheliegt. Sie werden zwar meistens als eine Mischung zwischen Mensch und Vogel dargestellt, doch auch Otter und andere Waldtiere können einigen Darstellungen nach einen Elwetritsch darstellen.
Somit sind Elwetritsche in der ursprünglichsten Form eine pfälzische Variante von Mischfabelwesen, wie sie auch z. B. in Bayern bei den Wolpertingern vorkommen, die halb Hase und halb Ente sein können. Viele Kulturen weltweit zählen vermischte Fabelwesen zu ihren Mythen und bei der weltbekannten Sphinx handelt es sich um eine Mensch-Vogel-Gestalt, die sogar bis in die Antike zurückreicht.
Elwetritsch-Jagden und Touren: Mythos oder Realität?
Bei den Elwetritschen handelt es sich um eine Legende, die auch heute noch in der Pfalz stark präsent ist. Dies zeigt sich insbesondere bei den Touren und Jagden, die in Bezug auf die Fabelwesen angeboten werden. An zahlreichen Orten im pfälzischen Raum werden solche Jagden organisiert. Dabei kann sogar der Eindruck entstehen, dass der Mythos von Elwetritschen auf der Realität fußt.
Dies ist jedoch nicht der Fall, denn die Jagden sind rein traditioneller Natur oder werden für Touristen angeboten. Interessierte Sucher und Jäger erhalten für die Jagd eine ausreichende Bewaffnung wie Stöcker oder es werden Fallen aufgestellt. Bei diesen Fallen sind Trauben empfehlenswert, denn dabei handelt es sich angeblich um eine Leibspeise der Tiere.
Die anschließende Suche kann dann einige Stunden dauern und beginnt oft frühestens bei der Dämmerung, um der nachtaktiven Natur des Fabelwesens gerecht zu werden. Wenn Fänger selbst aktiv werden wollen, gehen sie mit einer Laterne umher und haben einen großen Kartoffelsack parat, um das Tier einzufangen. Dabei sollen Lockrufe wie „Tritsch-Tritsch“ die Aussicht auf einen gelungenen Fang erhöhen.
Da eine Jagd auf Fabelwesen jedoch nicht sehr erfolgversprechend ist, bleibt das legendäre Glück scheinbar aus. Daher inszenieren Veranstalter z. B. eine Begegnung mit Elwetritschen auf humorvolle Weise oder es gibt Souvenirs als Jagdandenken zum Trost, wenn man sie nicht einfangen konnte. Diese Jagdsouvenirs bringen den Teilnehmenden dann ebenso viel Glück wie die Begegnung mit wahren Elwetritschen.
Produkte, besondere Orte und regionale Spezialitäten
Elwetritsche sind in der Pfalz an verschiedensten Orten anzutreffen. Als erfolgversprechende Orte gelten bei Dahn beispielsweise der ca. 10 Kilometer lange Elwetritschweg und der Bellheimer Wald mit seiner speziellen Aussichtsplattformen für Elwetritsche. Neben solchen Pilgerstätten haben Elwetritsche jedoch auch verschiedene andere Einrichtungen kulturell geprägt.
Zahlreiche Gaststätten sind nach dem fantastischen Tierwesen benannt und Darstellungen finden sich ebenfalls in Museen oder in Zoos. Manche Organisatoren der Jagden und Touren sprechen sogar vom pfälzischen Nationalvogel. Diese Begeisterung für die Fabeltiere ist bis in die Gegenwart erhalten geblieben, denn ein Hochleistungsrechner der Universität Kaiserslautern trägt den Namen Elwetritsch.
Beliebt ist der Name zudem für regionale Spezialitäten jeder Art wie für pfälzischen Senf oder Tee. Für Touristen ist des Weiteren mit verschiedenen Produkten gesorgt. Sie können Tassen, Magnete, Spiele, Plüschtiere, Bücher und vieles mehr über Elwetritsche als Andenken nach Hause bringen.
Der Elwetritsch in der Kunst und Kultur: Von Gemälden bis hin zu Theaterstücken
Selbst in der pfälzischen Kunst haben Elwetritsche seit langer Zeit Fuß gefasst. Steinskulpturen oder Bronzefiguren zieren überall Parks, Wanderwege und Sehenswürdigkeiten. Man findet sie auf klassischen Gemälden und modernen Bildern sowie Fotoserien mit Puppen. In der Moderne hat die künstlerische Darstellung der Fabeltiere nur zugenommen, denn viele Brunnenfiguren und Keramiken wurden erst im 20. Jahrhundert angefertigt.
In regionalen Comics oder Theaterstücken für Kinder werden die Elwetritsche dargestellt und sogar pfälzische Kriminalromane nutzen das Tier als Motiv. Auch die uneindeutige Darstellung der Fabelwesen wird in der Neuzeit mit einem Augenzwinkern aufgearbeitet. Ein beeindruckendes Beispiel dafür ist der Neustadter Elwetritschbrinnen, der aus der Zusammenarbeit mehrerer Künstlerinnen und Künstler entstand.
Der Brunnen stellt die Elwetritsch-Königin dar, obwohl zu ihr keine konkrete Sage überliefert ist. Zur Königin am Brunnen gesellen sich mehrere Elwetritsche, die als Mischwesen verschiedene Tiere abbilden, die von der klassischen Vogeldarstellung abweichen. Weitere Beispiele für die kulturelle Bedeutung der Fabelwesen sind die regelmäßige Verwendung als Maskottchen, Figuren vor Rathäusern und verschiedene Veranstaltungen in der gesamten Region.
Aktuell gibt es viele Vereine, die die Tradition rund um den Fabelvogel ausleben und das Brauchtum mit kreativen Ideen am Leben erhalten. Im Jahr 2023 gab es sogar ein wohltätig ausgerichtetes Elwetritsche-Schwimm-Wettrennen, bei dem man Rennlizenzen für die schwimmfähigen Figuren kaufen konnte.
Fazit zu den Elwetritsche
Theorien besagen, dass Elwetritsche in ihrer Darstellung eine abschreckende Wirkung gegenüber Unglück und Geister haben sollten. Obwohl dies in der pfälzischen Kultur keine Rolle mehr spielt, ist das Fabeltier präsenter denn je. Regionale Einrichtungen und Plätze jeder Art spielen auf Elwetritsche an, platzieren Figuren und tragen den Namen mit Stolz.
Gerade in der Neuzeit und mit dem Ausbau der Touristenkultur wurden zudem Jagden bzw. Touren immer beliebter. Einheimische bereiten die Sagengestalt auf humorvolle Weise auf und Touristen lernen auf authentische Weise einen Teil der pfälzischen Kultur näher kennen. Aktuelle Veranstaltungen legen zudem nahe, dass die Beliebtheit des Mensch-Vogel-Mischwesens auch in der absehbaren Zukunft nicht nachlassen wird.
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