Wotan oder Odin ist der Göttervater in der kontinentalgermanischen und nordischen Mythologie. Er fungiert in der eddischen Dichtung als Kriegs- und Totengott, als ein Gott der Runen und Dichtung, als Göttervater und als Gott der Ekstase und Magie. Diese Magie enthält deutlische schamanenhafte Züge. Seine Eltern waren die Götter Bör und Bestla. Die Göttin Frigg war seine Frau. Sein Söhne Baldur, Thor und Vali zeugte er mit drei verschiedenen Frauen. Baldur mit der Göttin Frigg, Vali mit Rindj und Thor mit Jörd. Die Töchter Odins werden Valkyren genannt. Es sind weibliche Geisterwesen. Sie bringen die ehrenwert Gefallenen in das himmlische Walhall.
Magische Wesen rund um Wotan
- Hildskjalf, der Thron
- Sleipnir, das achtbeinige Pferd
- Gungnir, der Speer
- Hugin und Munin, Die Raben sind stetige Begleiter
- Fenriswolf, Fenris, der Sohn des Gottes Loki und der Riesin Angrboda
- Midgardschlange, eine weltumschlingende Seeschlange
- Geri und Freki, die Wölfe, seine ständigen Begleiter
- Draupnir, der vergoldete Ring
Namensgebung Wotan, Wodan und Odin
Je nach Zusammenhang wird im Deutschen sowohl der nordgermanische Name Odin, als auch der südgermanische Name Wotan verwendet. In nordhochdeutscher Lautung ist der Name Wotan üblich. Eine Runenschrift auf einer aus Nordendorf stammenden Bügelschrift ist der älteste schriftliche Nachweis der Namensgebung. Diese Runenschrift stammt aus dem 6, Jahrhundert n. Chr. Auf einem mit Runen eingeritzten Schädelfragment befindet sich der früheste Beleg für den Götternamen Odin.
Dieses Schädelfragment stammt aus der Zeit um 725 n. Chr. Auf die westliche Dehnform gehen beide Namenvarianten zurück. Die Namensgebug geht auf die indogermanische Wurzel *wat “anfachen, inspirieren, anblasen”, *weh “ inspiriert, erregt, wütend und *yut, yat “geistig angeregt sein”, zurück.Sie hat auch das altindische ápivátati “inspiriert, bläst an”, das altirische fäith “Prophet, Seher” und das lateinische vatés “Dichter, Seher” hervorgebracht. *Wödanaz lautet die rekonstruierte, protogermanische Urform des Namens. Auf diese indogermanische Wurzel zurückzuführen lassen sich ebenfalls das neuhochdeutsche *Wut “rasender Zorn”, das mittelhochdeutsche und althochdeutsche *wuot “heftige Gemütserregung, Raserei, heftige Bewegung” und das niederländische *woede “Raserei, Wut”.
Das altnordische *óör “Dichtung, Erregtheit, Dichtkunst” und das altenglische *wöb “Gesang, Ton, Dichtung, Stimme”, gehen auf parallele Ableitungen dieser indogermanischen Wuzel zurück. Diesen beleuchten den weiteren Charakter des Gottes. Durch die zweite Lautverschiebung wurde aus Wodan, südgermanisch, Wotan, langobardisch und Wuotan, althochdeutsch.
Im Deutschen wurde der Name im Zuge der Romantik wieder aufgenommen. Zunächst verwendete Richerd Wagner, ein deutscher Komponist, die westgermanische Urform Wodan. Jedoch entschied er sich ab etwa 1860, im II. Akt Lohngrins, für die Schreibweise Wotan.
Die mit dem Hauptgott Wotan verknüpfte seelische Emotion kann auf die Magie und deren mögliche Anwendung im Kampf bezogen werden. Sie kann sich auch auf die poetische Dichtung beziehen. Ebenso kann die Erregung auf die jähzornige Wut der Berserker zurückzuführen sein.
Die Darstellungen Wotans
Häufig wird Wotan auf seinem achtbeinigen Ross, dem Sleipnir, als göttlicher Reiter dargestellt. Seine Einäugigkeit ist sehr charakteristisch. Es wird in einer Sage erläutert, dass Odin ein Auge Mimir, dem Hüter der Quellen des Weltenbaumes Yggdrasil, als Pfand überließ. Damit sollte Mimir in die Zukunft sehen können.
Bei den Ausgrabungen in Gammel Leijre in Dänemark wurde 2009 eine vergoldete Figur ausgegraben. Diese silberne Figur ist 1,98 cm breit und 1,75 cm hoch. Der einzigartige Fund wurde vom Museum Roskilde auf 900-1000 n. Chr. datiert. Bei der Figur handelt es sich um die Darstellung von Wotan, seinem magischen Thron und den beiden Raben Munin und Hugin. Mit seinem Thron Hlidskialf kann Wotan in alle 9 Welten sehen. Wotan hat bei der Figur einen Umhang an.
Er trägt ebenso einen Schmuck um den Hals und die Brust. Bei dem Schmuck handelt es sich möglicherweise um Draupnir, einen Goldring. Die Rückenlehne des Throns ist mit zwei Wölfsköpfen verziert. Diese stellen Wotans Wölfe Freki und Geri dar. Auch bei anderen archäologischen Ausgrabungen, zum Beispiel in Haithabu, wurden kleine Throne gefunden. Bei diesen kleinen Thronen fehlt jedoch eine Person.
Offenbarungen und Interpretation Wotans
Wotan stellte sich bei der ersten Offenbarung den Menschen als Odin, Vé und Vili vor. Dies deutete auf die Dreifaltigkeit von Odin hin. Laut Carl Gustav Jung, dem Schweizer Begründer der Psychoanalyse, ist die erste Form Wotans der Archetyp des rastlosen Wanderers. Immer noch existiert dieser Wanderer als Mensch. Jeder Mensch kann somit Wotan in seiner ersten physichen Form sein.
Der Geist ist die zweite Form. Es wird hingewiesen auf die Inspiration der Kunst und Poesie und die Lebenskraft. Somit ist die gleichhohe Ebene körperlos.
Die dritte Ebene ist die transzendentale Ebene, die Ursache und die Quelle allen Lebens. Sie ist die höchste Ebene, der König der Götter. Es gibt nichts, in das sich die höchste Ebene aufspaltet oder gar reduziert. Die Polarität des Lebens ist in dieser Ebene hochgezogen und trifft sich im Transzendentalen. Sie wird hier absorbiert und gleichzeitig wieder erschaffen. Totale Leere und totales Sein.
Bis in die Neuzeit hat sich eine metaphorische Idee Wotans, die Dreifaltigkeit, gehalten. Drei verschiedene Sein-Zustände – Dritter – Hoch – Ebensohoch – Die Form eines Dreiecks. Wotan überblickt von seinem Thron Hildskjalf aus die Welt. Wotans Attribut ist der Speer Gungnir und Sindri, ein Zwerg. Er schuf für Wotan einen magischen Ring. Von diesem Ring, Draupnir, tropfen in jeder neunten Nacht acht neue Ringe. Draupnir ist ein Symbol für Überfluss, wiederkehrende Fruchtbarkeit und Reichtum. Der Zwerg erschuf auch den Hammer Mjölnir für Thor, der Sohn Odins.
Wotan/Odin im Brauchtum
Die Vorstellung, dass Wotan sich in der Zeit der Herbststürme mit dem Heer der Verstorbenen durch den Himmel bewegt, hat sich bis in die Neuzeit erhalten. Dies ist im Volksglauben fest verankert. Wotan und seine Frau Frigg sollen an dieser wilden Jagd teilgenommen haben. Als der Herr der Stürme und der Toten bekam er eine besondere Rolle bei den heidnischen Herbstfesten. Vereinzelt hält sich bis heute der Brauch, ihm bei der Ernte ein Dankesopfer zu bringen.
Besonders in den altsächsischen Sprach- und Siedlungsgebieten ist diese Opfergabe für den alten Gott immer noch bei den Menschen verankert. Bis ins 16. Jahrhundert war es üblich, Bier auszugießen und Tänze aufzuführen. Dies galt als Segen für die Ernte im nächsten Jahr. Von den Bauern erhielten Geistliche, die sich an solchen Ritualen beteiligten, Getreideopfer. Sie dienten zum Schutz der Feldfrüchte. Auch bei Schlachtungen gab es solche Rituale. In das Geäst eines Baumes wurden die Scheide und die Gebärmutter einer geschlachteten Sau geworfen. Dieses Dankopfer galt den ständigen Begleitern Wotans, den Raben und Krähen. Sie konnten sich daran laben und ließen die Ernte in Ruhe. Teilweise wird auch von Menschenpfern gesprochen, die u. a. barbarisch zu Tode gebracht (Blutadler) worden sein sollen.
Der Frankenkönig Ludwig der Fromme ließ auf einer Synode im Jahr 813 den Michaelstag in die Woche des Festes legen. In Noddeutschland weisen zahlreiche Michaelskapellen auf vorherige vermutete Wotansheiligtümer hin. Andere Kultplätze wie die Funde von Weihesteinen deuten auf den Bezug von St. Michael und Wotan hin. Auf dem Michelsberg wurden ebenso Weihesteine gefunden.
Diese tragen die Inschrift “Mercurius Cimbrius” oder “Mercurius Cimbrianus” und weisen somit auf alte Wotankultstätten hin. Sie wurden für christliche Zwecke umgewandelt. Durch die Errichtung von Kapellen wurde vor Ort die christliche Beanspruchung deutlich ausgedrückt. Seitens der christlichen Missionare setzte im selben Zeitraum eine eindeutige Dämonisierung ein. Im Wortlaut des sächsischen Taufgelöbnisses ist dies nachzuvollziehen. Im Falle des Gottvaters war dies naheliegend, da der schamanische Grundzug von ihm noch heute in der religiösen Handlung der frühen Deutschen, gegenwärtig und alltäglich ist. Aus christlicher Sicht wurden sich der heldenhafte Erzengel Michael und der machtlose Heerführer Wotan gegenübergestellt.
Wotans / Odins Tod
Auch für Odin, wie für fast alle nordisch-germanischen Götter, ist der Tod für die Götterdämmerung vorhergesagt. Odin wurde vom schrecklichen Fenriswolf getötet. Vidar, Odins Sohn, rächte daraufhin Odins Tod. Es gelang Vidar den Fenriswolf Fenrir ebenfalls zu töten. Als einer von wenigen Göttern überlebte er diese Schlacht. Der Fenriswolf und die Midgardschlange gehören zusammen mit Hel (Herrscherin der Unterwelt Helheim) zu den drei Weltfeinden. Ähnlich wie um die Draugr (untote Grabwächter), ranken sich unzählige Legenden und Geschichten um dieses Trio.
Zurück zur Startseite