Die Wespenspinne (lat. Argiope bruennichi) war früher hauptsächlich im südlichen Europa beheimatet, breitet sich aber immer mehr hier bei uns in Mitteleuropa aus. Mit ihrer auffälligen schwarz-gelben Zeichnung, die ihr unter anderem diesen Namen eingebracht hat, sieht der Arachnoide aus der Familie der Echten Webspinnen gefährlich aus. Ist die Wespenspinne jedoch wirklich giftig oder schädlich? Kann das auffällige Tier gefährlich werden? Neigt es vielleicht sogar zu aggressivem Verhalten?
Wespenspinnen – Merkmale der Art
Die Männchen dieser Art werden nur etwa 6 Millimeter lang, die Weibchen bis zu 2,5 Zentimeter. Besonders auffällig ist der gelb, weiß und schwarz gemusterte Hinterleib des Weibchens und sein silberweißer, haariger Vorderleib. Dieses auffällige, wespenartige Erscheinungsbild hat der Wespenspinne ihren Namen eingebracht. Andere Namen sind Seidenbandspinne, Zebraspinne oder Tigerspinne – die letzten beiden dieser Namen sind ebenfalls bezeichnend für das markante Muster. Die Männchen haben eine dunklere und undeutlichere Zeichnung und sind damit deutlich unauffälliger.
Kann man die Wespenspinne mit anderen Spinnen verwechseln?
Es ist möglich, die Argiope bruennichi mit einer einzigen anderen Art zu verwechseln. Sie hat Ähnlichkeit mit der nur im Mittelmeerraum vorkommenden Argiope lobata. Diese hat ebenfalls eine auffällige schwarz-gelbe Zeichnung am Hinterleib und die Körpergröße ist ungefähr gleich. Auch die Netze sind recht ähnlich. Der Hinterleib der Argiope lobata ist jedoch deutlich breiter und mit seitlichen Höckern versehen. Sie ist gänzlich ungiftig.
Wo lebt die Wespenspinne?
Wie eingangs erwähnt, stammt die Wespenspinne ursprünglich aus Südeuropa und war hierzulande sehr selten. Sie war allenfalls in der Oberrheinischen Tiefebene, im Rhein-Main-Gebiet und in der Umgebung von Berlin zu finden, wurde jedoch kaum einmal gesehen. Vor etwa 50 Jahren fing die Argiope bruennichi dann an, sich stärker auszubreiten. Heute ist sie in fast ganz Europa und in kleinen Teilen Asiens und Nordafrikas anzutreffen.
Die starke Verbreitung der letzten paar Jahrzehnte ist vermutlich zwei Umständen zu verdanken. Zum einen ist auch die Population der Heuschrecken hierzulande angewachsen – das Leibgericht der Wespenspinne. Zum anderen bevorzugen Wespenspinnen sonnige und offene Standorte mit niedriger bis halbhoher Vegetation. Durch den Verlust von Wald- und Feuchtgebieten in Deutschland und umliegenden europäischen Ländern gibt es mehr Wiesen und karg bewachsenes Ödland, wo die Spinne sich am wohlsten fühlt.
Die Netze der Wespenspinne
Auffallend am Netz der Wespenspinne ist sein kräftiges, zickzackförmiges Gespinnstband unter- und oberhalb der Netzmitte. Die Höhe der Netzmitte (auch Nabe genannt) hängt immer stark von der Umgebung ab und liegt zwischen 20 und 70 Zentimetern über dem Boden. Die Wespenspinne benötigt im Schnitt 40 Minuten für den Bau eines neuen Netzes.
Was und wie frisst die Wespenspinne?
Neben Heuschrecken, ihrer absoluten Leibspeise, fressen Wespenspinnen zum Beispiel auch Fliegen, Bienen oder Wespen. Auch Schmetterlinge oder Libellen, die sich hin und wieder in die Netze verirren, werden dankbar als Beute angenommen. Wie bei Spinnen in der Familie der Echten Webspinnen üblich, zu denen auch die Wespenspinne zählt, verfängt sich das unaufmerksame Opfer im Netz.
Dort wird die Beute dann eingewickelt und mit Gift getötet. Das Gift wirkt durch die sogenannte Extraintestinale Verdauung: Dabei werden Verdauungsenzyme in das Beutetier injiziert und so langsam seine Weichteile verflüssigt und aufgelöst. Die Wespenspinne kann ihre aufgeweichte Beute einfach aufschlürfen und so ganz leicht zu sich nehmen.
Wie pflanzt sich die Wespenspinne fort?
Die Paarungszeit der Wespenspinne liegt im Hochsommer, zwischen Ende Juli und Anfang August. Das Männchen macht auf sich aufmerksam, indem es am Netz des Weibchens rüttelt. Wie bei einigen Spinnenarten üblich, verhält sich das Weibchen nach der Paarung kannibalisch und frisst das Männchen ganz oder in Teilen auf, oft haben die Männchen jedoch Glück und können entkommen.
Ab Ende August legt das Weibchen der Argiope bruennichi Eier in bräunliche, kugelförmige Kokons, die gut getarnt sind. Ein Eipaket kann bis zu 100 Schlüpflinge enthalten. Die Jungspinnen schlüpfen und überwintern noch im Kokon, den sie erst verlassen, wenn es im Frühling warm genug wird.
Fressfeinde der Spinnenart und Gefährdung durch den Menschen
Die Wespenspinne ist in Europa stark verbreitet und laut der Roten Liste nicht gefährdet oder vom Aussterben bedroht (ganz im Gegenteil, sie ist auf dem Vormarsch). Ihr größter natürlicher Feind ist die Schlupfwespe (lat. Tromatobia ornata). Hierbei nutzt die Schlupfwespe die Eierkokons der Wespenspinne als Wirt für ihr eigenes Gelege. Wenn die Larven der Schlupfwespen ihre Eier verlassen, ernähren sie sich von den Eiern der Wespenspinne.
Ist die Wespenspinne giftig oder für den Menschen gefährlich?
Kommen wir zur eigentlichen Frage: Müssen wir uns vor der Wespenspinne in Acht nehmen? Reiht sie sich in die immer länger werdende Liste invasiver, giftiger Spinnenarten, zu denen zum Beispiel jüngst auch die Nosferatu-Spinne zählt, ein? Zum Glück nicht. Die Argiope bruennichi ist zwar giftig und das Toxin ist ein unerlässliches Werkzeug zum Töten vieler Insekten. Bei Menschen scheitern die Giftklauen jedoch schon am Durchdringen der Haut – sie sind zu kurz, um hindurchzukommen.
Einzig an sehr dünnen Hautstellen, zum Beispiel am Ohrläppchen, hätte die Spinne die Möglichkeit, zu beißen. Schon das Risiko, ausgerechnet an so einer Stelle gebissen zu werden, ist gering. Kommt es dennoch zu einem solchen Biss, sind die Folgen lediglich Rötungen, Schwellungen und leichte Schmerzen, wie bei einem harmlosen Insektenstich. Es liegt auch nicht in der Natur einer Argiope bruennichi, gegenüber größeren Lebewesen aggressiv zu sein. Ihr Jagdverhalten beinhaltet cleveres Fallenstellen und passives Abwarten. Kommt ein potenzieller Feind oder ein großes Säugetier in die Nähe oder beschädigt sogar das Netz, nimmt die Wespenspinne Reißaus, flüchtet, und baut sich ein neues Zuhause, sobald es wieder sicher ist.
Gegen die meisten Feinde schützt sich die Spinne vor allem mit ihrem auffälligen Muster. Wie bei vielen anderen Spinnen, Insekten, oder Amphibien soll das grelle gelb und das Muster drohende Gefahr signalisieren. Das genügt im Tierreich, um die meisten Feinde auf gebührendem Abstand zu halten. Wie erwähnt, ist der raffinierte und interessante kleine Netzbauer für den Menschen und auch für Haustiere jedoch ganz und gar harmlos.
Ein letzter Fakt zur Wespenspinne – Das Jahr 2001 war ihr Jahr. In diesem Jahr wurde sie zur Spinne des Jahres gewählt. Diese Wahl findet seit dem Jahr 2000 statt.
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