Einstmals ein seltenes, gefährliches Urlaubssouvenir, heute eine ständige Bedrohung. Der Klimawandel führt dazu, dass sich die gefährliche Auwaldzecke in unseren Breiten immer stärker ausbreitet.
Aussehen der Auwaldzecke
Der lateinische Name dieser Zeckenart lautet Dermacentor reticulatus. Die Auwaldzecke ist auch unter der Bezeichnung Winterzecke bekannt. Wie die anderen Zecken auch, gehört sie zur Ordnung der Milben, die ihrerseits zu den Spinnentieren gezählt werden. Die Auwaldzecke hat acht Beine und trägt auf dem Rücken ein Schild, das auffällig bräunlich-weiß bis beigefarben marmoriert ist. Bei den männlichen Spinnentieren erstreckt sich das Schild über den ganzen Rücken. Weibliche Vertreter sowie Nymphen und Larven dieser Zeckenart haben ein kürzeres Rückenschild. Vor der Blutmahlzeit beträgt die Körpergröße ungefähr 5 mm, danach bis zu 20 mm.
Herkunft und Verbreitung der Auwaldzecke
Der Name der Zecke ist im Hinblick auf ihr Vorkommen etwas irreführend. Auenwälder werden in regelmäßigen Abständen von Flüssen oder Bächen überflutet. Die Annahme, diese Zeckenart käme nur in Feuchtgebieten vor ist jedoch nicht richtig. Auch wenn sich die Auwaldzecke in Überschwemmungsgebieten durchaus wohlfühlt, sie ist auch in einer trockenen Umgebung zu finden.
Auwaldzecken lieben Wärme. Sie bevorzugen Regionen mit milden Wintern und warmen Sommern. Bedingt durch den Klimawandel hat sich diese Zecke vom süd- und osteuropäischen Raum auch nach Deutschland ausgebreitet.
Verbreitung der Zeckenart Auwaldzecke
Über die letzten Jahre haben sich Auwaldzecken vor allem in den südwestlichen und östlichen Bundeländer stark ausgebreitet. Aber auch aus anderen Bundesländern nehmen die Meldungen stetig zu. Diese Zeckenart kommt mittlerweile in ganz Deutschland vor und somit muss bundesweit die altbekannte Weisheit „Zecken stechen nur von Frühling bis Herbst“ definitiv ad acta gelegt werden. Denn Auwaldzecken sind auch im Winter aktiv. Sobald die Temperaturen über dem Gefrierpunkt liegen, ist die Gefahr eines Stichs gegeben.
Gefährlichkeit der Auwaldzecke für Mensch und Hund
Im Gegensatz zum Holzbock, der bislang in Deutschland am häufigsten vorkommenden Zeckenart, befällt die Auwaldzecke in erster Linie Vierbeiner. Neben quälendem Juckreiz und dem Risiko von Entzündungen kann die Auwaldzecke gefährliche Krankheiten auf das Tier übertragen. Auch wenn Menschen eher selten von der Auwaldzecke gestochen werden, ausgeschlossen werden kann dies nicht. Auch gesundheitliche Schäden sind durch den Stich beim Menschen möglich.
Welche Krankheit kann die Auwaldzecke beim Menschen auslösen?
Wird ein Mensch von der Auwaldzecke gestochen, so besteht das Risiko an der sogenannten Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME, zu erkranken. Das Virus gelangt durch den Zeckenbiss ins menschliche Blut.
FSME durch die Auswaldzecke Symptome beim Menschen
Nach einer durchschnittlichen Inkubationszeit von einer bis zwei Wochen kommt es bei manchen Erkrankten zu Beschwerden, die einer Grippe ähneln. Diese können folgenlos abklingen. Bei einigen Betroffenen entwickelt sich nach einer kurzen, beschwerdefreien Zeit eine Hirnhautentzündung. Auch das Rückenmark kann betroffen sein.
FSME – Vorbeugung
Kinder und Erwachsene haben die Möglichkeit sich gegen FSME impfen zu lassen. Nach drei Impfungen besteht ein Grundschutz, der in regelmäßigen Abständen aufgefrischt werden muss.
FSME – Behandlung
Da die Frühsommer-Meningoenzephalitis nicht durch Bakterien, sondern durch Viren ausgelöst wird, sind Antibiotika nutzlos. Die Beschwerden können durch Medikamente lediglich gelindert werden. In wenigen Fällen kann FSME zum Tod führen, manchmal verursacht sie dauerhafte, neurologische Schäden, wie zum Beispiel Lähmungen oder Gedächtnisstörungen.
Welche Krankheiten kann die Auwaldzecke beim Hund auslösen?
Für alle Hunderassen ist die Auwaldzecke ein gefährlicher Parasit. Denn sie kann Babesiose, auch Hundemalaria genannt, übertragen.
Hundemalaria durch die Auwaldzecke Symptome beim Hund
Nach einer Inkubationszeit von etwa ein bis zwei Wochen, bekommen erkrankte Hunde hohes Fieber. Sie stellen das Fressen ein, wirken apathisch und verlieren Gewicht. Da die Vermehrung der Babesien in den roten Blutkörperchen stattfindet, werden diese zerstört und abgebaut. Dabei entsteht gelbes Bilirubin. Die Bindehäute in den Augen und die Haut des Hundes verfärben sich. Der Urin wird dunkel.
Wird die Krankheit nicht behandelt, so kann sie schwere Komplikationen nach sich ziehen und tödlich enden. Denn die Hauptaufgabe der roten Blutkörperchen ist der Transport von Sauerstoff von der Lunge in den Rest des Körpers. Ist diese Funktion gestört, werden Organe geschädigt und versagen schließlich den Dienst.
Hundemalaria – Vorbeugung
Eine vorbeugende Impfung schützt nicht sicher vor Ansteckung. Sie kann jedoch die Symptome abmildern.
Hundemalaria – Behandlung
Gegen die Krankheit gibt es Medikamente. Bei fortgeschrittener Blutarmut kann eine Bluttransfusion nötig sein. Sind innere Organe bereits geschädigt, so werden diese entsprechend behandelt. Wird Hundemalarie früh erkannt und gleich richtig therapiert, dann stehen die Chancen auf eine Heilung gut.
Hundemalaria beim Menschen
Derzeit ist keine Ansteckung vom Haustier auf Menschen bekannt. Möglich ist jedoch, dass sich auch Menschen über einen Zeckenbiss mit Babesiose infizieren. In Deutschland ist diese Erkrankung jedoch äußerst selten.
Was ist die gefährlichste Zeckenart in Deutschland?
Neben der raschen Ausbreitung der Auwaldzecke, taucht mittlerweile auch die Hyalomma-Zecke in unseren Breiten auf. Auch sie profitiert vom Klimawandel, denn heiße und trockene Sommer kommen ihr entgegen. Im Gegensatz zur Auwaldzecke wird die Hyalomma-Zecke eher Menschen als Hunden gefährlich. Ihr Stich kann das Krim-Kongo-Fieber oder das Zecken Fleckfieber übertragen.
Die gefährlichste Zecke in unseren Breiten ist jedoch bislang auch die am häufigsten vorkommende: Der gemeine Holzbock.
Neben der FSME kann diese Zeckenart Lyme Borreliose übertragen. Dieses Bakterium macht sich zunächst durch eine kreisförmige Wanderröte um die Einstichstelle bemerkbar. Gliederschmerzen und andere grippeähnliche Symptome können dazukommen. Auch ein Befall des Nervensystems oder des Herzens mit Borrelien ist möglich. Nach vielen beschwerdefreien Jahren kann die Borreliose plötzlich Schmerzen hervorrufen, die an Rheumaschübe erinnern oder Gefühlsstörungen auslösen.
Eine Impfung gegen Borreliose gibt es nicht. Die Behandlung der Krankheit erfolgt mit Antibiotika. Auch Anaplasmose und Ehrlichiose können durch einen Zeckenstich übertragen werden. Wichtig: Nicht nur der Mensch, auch Hunde können durch einen Zeckenstich sowohl an Borreliose wie auch an Anaplasmose und Ehrlichiose erkranken.
Zeckenschutz kann viel Leid ersparen
Die lästigen und gefährlichen Parasiten zu umgehen ist gerade für Hundebesitzer nicht möglich. Denn nicht nur in Wald und Flur lauern Zecken, sondern auch in Stadtparks, an Flussrändern oder im Gebüsch. Menschen schützen sich durch hohe Stiefel und lange Hosen vor den Parasiten. Nach einem Aufenthalt in der Natur sollte geduscht und der Körper nach Zecken abgesucht werden. Ein Wechsel der Kleidung ist zudem angeraten.
Zeckenschutz beim Hund
Absuchen des Hundes
Eine zeitaufwendige, dafür aber nebenwirkungsfreie Art des Zeckenschutzes ist das Absuchen des Hundes. Um die Plagegeister vom Stich abzuhalten, sollte dies sofort nach dem Spaziergang geschehen. Aber selbst wenn sich die Auwaldzecke schon festgebissen hat, ist ein schnelles Entfernen mithilfe einer Zeckenzange eine gute Prävention, denn zur Infektion mit den gefährlichen Babesien kommt es erst nach einigen Stunden.
Spot-on-Mittel
Damit es erst gar nicht zum Stich kommt, gibt es Spot-on-Präparate. Diese werden direkt auf die Haut des Tieres gegeben. Von diesem Punkt aus verteilt sich das Mittel und wehrt gleich mehrere Parasiten ab. Hundehaltern stehen verschiedene chemische oder natürliche Spot-on-Präparate zur Verfügung.
Zeckenhalsband
Der im Halsband enthaltene Wirkstoff breitet sich durch das Tragen im Fell des Tieres aus. Je nach Präparat wirkt das Zeckenhalsband abschreckend oder abtötend.
Tabletten
Zeckenschutz für den Hund ist auch in Tablettenform möglich. Der Wirkstoff verteilt sich über den Magen in den Blutkreislauf.
Hausmittel
Viele Hundehalter verabreichen ihren Vierbeinern Hausmittel gegen Zecken. Einige werden, wie zum Beispiel Bierhefe, über das Futter aufgenommen. Andere, wie Kokosöl oder Schwarzkümmelöl, werden ins Fell einmassiert und sollen so die gefährlichen Plagegeister abschrecken. Wichtig: Bei Unsicherheiten im Hinblick auf ein Zeckenschutzmittel sollte immer der Tierarzt konsultiert werden. Er kann auf mögliche Nebenwirkungen hinweisen und gegebenenfalls Alternativen vorschlagen.
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